In diesem Blog nimmt Felix Wallenhorst Sie mit auf eine Reise nach Nicaragua – ein Land voller Leidenschaft für Tabak und Handwerkskunst. Unser Brand Ambassador konnte neun intensive Tage vor Ort erleben, die Produktion hautnah begleiten und wertvolle Eindrücke sammeln. Lassen Sie sich in das zentralamerikanische Land entführen, in eine Welt des Tabaks, der Fermentation und der Kunst des Zigarrenrollens.
Tag 1: Auf der Suche nach dem perfekten Tabak
Mein Abenteuer begann mit dem Besuch bei einem kleinen Tabakbauern in der Region Condega, einem bekannten Tabakanbaugebiet im Nordwesten Nicaraguas. Mein Kollege Yasserth Reyes (Produktionsleiter VILLIGER de Nicaragua) und ich waren sofort beeindruckt von der Qualität des Tabaks. Sorgfältig untersuchten wir die verschiedenen Blattsorten optisch und haptisch, um sicherzugehen, dass sie unseren hohen Ansprüchen genügen. Diese Kontrolle ist besonders wichtig, da die Qualitätskriterien der Produzenten teilweise von denjenigen von VILLIGER de Nicaragua abweichen. Ein weiterer Indikator für guten Tabak ist sein Aroma – ein kurzer Geruchstest verrät bereits viel. Hierfür nimmt man etwa 20 Blätter in die Hand, klappt sie wie ein Buch auf und riecht daran. Anschliessend werden einzelne Blätter von Hand ausgebreitet und von unten angezündet. Das Brandverhalten verrät einiges über das Blatt und seinen Reifegrad. So kann anhand des aufsteigenden Rauchs das Aroma bewertet werden. Je nachdem, wie und in welcher Geschwindigkeit das Blatt abbrennt, erfährt man, in welchem Reifestadium sich das Blatt befindet. All diese Indikatoren zeigen uns, wie viel Arbeit wir noch selbst in den Tabak stecken müssen, bis wir ihn verarbeiten können.

Tag 2: Von der Kistenfabrik zur Fermentation
Heute stand der Besuch einer grossen Kistenmanufaktur an, der Cigar Box Factory (Humidif). Beeindruckende 20’000 Zigarrenkisten werden hier pro Monat von Hand gefertigt. In dieser Manufaktur werden beispielsweise auch die Kisten für unsere VILLIGER 1888 NICARAGUA und VILLIGER DE NICARAGUA EDICIÓN LIMITADAS gefertigt. Ein spannender Kontrast dazu war der anschliessende Arbeitseinsatz in unserer eigenen Manufaktur, «VILLIGER de Nicaragua».
In unserem Tabaklager war ein Fermentationsstapel mit Deckblättern aufgebaut, der in der Woche zuvor aufgeschichtet worden war. Innerhalb des Stapels entstehen während der Fermentation Temperaturen von bis zu 55 Grad Celsius. Fällt die Temperatur im Inneren des Stapels, neigt sich der Fermentationsprozess dem Ende zu. Weist der Tabak jedoch noch nicht die richtige Qualität auf, so wird ein weiterer Fermentationsprozess angestossen.
Hierfür wurde der Stapel abgebaut und die Blätter in einen Befeuchtungsraum gebracht (Moja de Tabaco). Hier wurden die Blätter mit einem speziell gefilterten Wasser befeuchtet. Die gebündelten Blätter lagerten über Nacht in einem Klimaraum, sodass sich das Wasser über die Blattadern vollständig verteilen konnte.

Tag 3: Fermentationsprozess in Gang setzen
Damit ich den folgenden Schritt ebenfalls begleiten konnte, fuhr ich am nächsten Morgen gleich wieder in unsere Manufaktur. Nachdem sich die Feuchtigkeit über Nacht in den Blättern verteilen konnte, stand heute der Wiederaufbau des Fermentationsstapels an. Durch das Stapeln der Blätter entsteht ein hoher Druck in der Mitte des Stapels. Kombiniert mit der erhöhten Feuchtigkeit der Blätter entsteht Wärme, wodurch der Fermentationsprozess wieder in Gang gesetzt wird.
Tag 4: Puro Sabor Festival und Betriebsbesichtigung
Der grosse Tag war da. Die Gäste des Puro Sabor Festivals waren auf dem Weg zur Betriebsbesichtigung in unsere Manufaktur – VILLIGER de Nicaragua. Doch das Festival hielt auch einige Überraschungen bereit. Statt der einen geplanten Betriebsbesichtigung standen plötzlich gleich drei auf dem Programm und zwei davon fanden bereits heute statt. In Nicaragua ändern sich Pläne gern spontan, wie ich lernen durfte.
Wir empfingen die ersten Gäste mit Kaffee und Zigarren und nahmen Platz in unserem Konferenzraum. Bevor es in die «heiligen Hallen» ging, präsentierte ich den Gästen Wissenswertes über das Unternehmen und unsere Manufakturen.
Anschliessend führte Mario Perez (Qualitätsmanagement) durch die Produktionsstätte – ein intensiver Rundgang von rund eineinhalb Stunden. Die Tour begann im Tabaklager, führte durch die Qualitätskontrolle, das Rollen der Zigarren bis hin zur Verpackung und dem Versand. Im Anschluss an jeden Rundgang gab es ein Portwein-Zigarren-Tasting, inspiriert von ähnlichen Veranstaltungen, die ich bereits in Deutschland durchgeführt hatte. Die Kombination aus gekühltem Portwein und ausgewählten Zigarren kam bei den Teilnehmenden sehr gut an. Viele Gäste lobten nicht nur das Tasting, sondern auch die Organisation und die Sauberkeit der Manufaktur – ein Standard, der zwar in Ländern wie der Schweiz oder Deutschland selbstverständlich ist, in Nicaragua jedoch als herausragend gilt. Unser Engagement hat bei den Gästen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Am Abend folgte die White Party, ein stilvolles Event, bei dem sich Produzenten und Gäste in entspannter Atmosphäre austauschen konnten.

Tag 5: Führung, Fermentation und Gala
Der fünfte Tag begann mit der dritten und letzten Führung. Danach widmete ich mich wieder dem Tabak, denn heute wurde der Tabak vorkonditioniert. Was bedeutet das? Der Tabak lagert in der Regel in unserem Lagerhaus bei einer höheren Feuchtigkeit, als wir ihn für die Zigarrenrollung brauchen. Um den Rollerinnen und Rollern den Tabak gebrauchsfertig aushändigen zu können, muss der Wassergehalt reduziert werden. Hierfür wird der Einlagetabak in Stapeln von ca. 25 Blättern auf Metallgitter gelegt, durch die die Luft zirkulieren kann. So bleibt der Tabak über das Wochenende liegen und erreicht am Ende eine Zielfeuchte von ca. 15 bis 18 Prozent – ideal für die Rollung von Zigarren.
Am Abend feierten wir bei der grossen Gala-Veranstaltung, zu der auch einige Mitarbeitende eingeladen waren, den Abschluss des Festivals. Mit Live-Musik, leckerem Essen und gekühlten Getränken endete das diesjährige Festival stimmungsvoll.

Tag 6: Vorbereitung für die Produktion
Heute stand die Vorbereitung für die Rollung unserer Zigarren an. Der Tabak, der am Freitag bereits getrocknet worden war, wurde heute für die Rollerinnen und Roller weiterverarbeitet. Hierfür packten wir Beutel (à 340 Gramm) mit abgewogenem Einlagetabak, der für jeweils 100 Zigarren reicht. Diese Beutel holen sich die Rollerinnen und Roller von Zeit zu Zeit bei der Tabakausgabe ab, wenn sie ihre vorherige Tabakkreation vollständig verarbeitet haben.
Zum Abschluss des Tages nahm ich als Gast an einer Werksführung in einer anderen Manufaktur teil, um mein Wissen weiter zu vertiefen.
Tag 7: Besuch im Anbaugebiet Jalapa
Mein Weg führte mich mit Yasserth in den Norden nach Jalapa, nahe der Grenze zu Honduras. Jalapa ist bekannt für seine exzellenten und mild-aromatischen Deckblätter. Der Farmer zeigte uns seine Gewächshäuser mit Tabak-Setzlingen – der Ort, an dem jede Pflanze ihren Ursprung hat. Wir besichtigten seine Felder, sprachen über die diesjährige Ernte und besuchten anschliessend seine Trockenhäuser. Bezogen auf die Ernte sagte der Farmer, dass es bislang kein optimales Jahr gewesen sei. Die Tage seien zu warm, die Nächte zu kalt – keine idealen Bedingungen für den Tabakanbau.
Dennoch gab es viel zu entdecken. Besonders beeindruckend waren die vielen Menschen, die an den verschiedenen Orten mit und für den Tabak arbeiteten. Nach wie vor wird der Tabakanbau fast ausschliesslich von Hand und nicht durch Maschinen betrieben.
Nach der Trocknung folgen die Fermentation und die Sortierung der Tabake. In mehr als 15 unterschiedliche Farb-, Grössen- und Qualitätsstufen wird der Tabak bei der Sortierung unterschieden. Die Erfahrung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist in diesem Bereich von unschätzbarem Wert.
Ein Besuch bei einem weiteren Landwirt rundete den lehrreichen Tag ab.

Tag 8: Zigarren rollen
Heute habe ich gelernt, die VILLIGER 1888 NICARAGUA Perfecto zu rollen – unter Anleitung unseres besten Rollers. Trotz des hervorragenden Lehrers ist es eine echte Herausforderung, eine Zigarre zu rollen, und dann noch in diesem Format. Beim anschliessenden Puros Grados Tasting haben wir wieder Probezigarren aus einzelnen Blättern gerollt und probiert. Heute ging es darum, die richtigen Tabake für eine neue Zigarre zu finden. Rund 15 Proben später stand ein neuer Blend fest.
Nach einem intensiven und spannenden Tag genossen Yasserth und ich ein gemeinsames Abendessen mit dem Innendienst-Team.
Tag 9: Abschied und Auszeichnungen
Am letzten Tag warf ich einen Blick in das Zigarrenlager, wo unsere Premium-Longfiller mindestens sechs Wochen lagern, bevor sie beringt, cellophaniert und verpackt werden. In diesem Raum kann jedem Zigarrenliebhaber nur das Herz aufgehen.
Zum Abschluss meiner Reise stand noch ein grosses Gruppenfoto mit all unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Produktion an. Gemeinsam hielten sie die tollen Bewertungen unserer Zigarren aus Nicaragua in den Händen, die vom Cigar Journal vergeben worden waren. Sie sind die Schöpfer all unserer nicaraguanischen Zigarren und verdienen meinen grössten Respekt.
Die neun Tage in Nicaragua waren eine intensive, lehrreiche und bereichernde Erfahrung. Die Leidenschaft und Handwerkskunst, die in jeder einzelnen Zigarre stecken, sind beeindruckend und inspirierend. Ich freue mich, diese Erfahrung mit euch teilen zu dürfen. Muchas gracias y hasta la próxima.
